Von der Idee zur Tat: Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön

Teaserbild für das Interview mit Stefan Richter zum Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön

Mitte Februar 2023 hatten wir in unserem Newsletter auf das Gründungstreffen des Klimaschutz-Netzwerkes Main-Rhön hingewiesen. Da wir außer einigen Presseartikeln keine weiteren Informationen dazu finden konnten, haben wir beim Initiator Stefan Richter nachgefragt. Er ist Klimamanager bei der Stadt Münnerstadt.

Herr Richter, worum geht es beim Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön?

Ziel dieses Netzwerks ist es, die Kommunen bei ihrem Engagement für den Klimaschutz zu unterstützen, indem es eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen bietet und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern fördert, denn Klimaschutz funktioniert am besten, wenn viele statt wenige Akteure an einem Strang ziehen.

Die Netzwerk-Teilnehmer arbeiten gemeinsam daran, klimafreundliche Maßnahmen und Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Hierbei kann es sich beispielsweise um Maßnahmen zur Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur Förderung nachhaltiger Mobilität oder zur Reduktion von Treibhausgasemissionen handeln.

Wie viele Kommunen machen beim Klimaschutz-Netzwerk mit?

Beim Gründungstreffen am 14. März 2023 in Münnerstadt haben 44 Kommunen aus der Region ihre verbindliche Unterschrift geleistet.

Was ist genau geplant? Gibt es schon konkrete Maßnahmen/Projekte?

Vorab einige Worte zum Ablauf. Die teilnehmenden Kommunen identifizieren gemeinsam mit dem Institut für Energietechnik (IfE) der OTH Amberg-Weiden für sie in Frage kommende Klimaschutz-/Energieeffizienzprojekte. Diese werden vom IfE einer wirtschaftlichen, ökologischen und technischen Machbarkeitsstudie unterzogen.

In der konkreten Umsetzung übernimmt das Institut als Netzwerkträger dann die gesamte Administration. Das heißt,

  • Planung und Organisation der Netzwerktreffen,
  • Fördermittelbeantragung,
  • Auszahlung der Fördermittel an die Netzwerkteilnehmer.

Energietechnische Themen und Beratungsleistungen, die von über 50 Ingenieuren des IfE angeboten werden, sind beispielsweise:

  • Energieversorgung in Gewerbe- und Neubaugebieten
  • Wärmeverbundnetze
  • GIS-basierte Kriterienkataloge zu Freiflächen-PV-Anlagen
  • Entwicklung digitaler Wärmekataster mit Blick auf die kommende kommunale Wärmeleitplanung
  • Dimensionierung von PV-Dachanlagen
  • GIS-basierte Aufbereitung der Analyse des Regionalen Planungsverbandes zu Windvorranggebieten
  • E-Mobilität und Ladeinfrastruktur
  • Wasserstoff – Elektrolyseur und Strategie
  • Energetische Klärschlammverwertung
  • Dekarbonisierung
  • Regionale Wertschöpfung
  • Gebäudetechnik, Gebäudesanierung, Heizungstausch, Neubauten

Von daher starten die Kommunen mit konkreten Projekten vor Ort, um dann im Laufe der Zeit interkommunale und regionale Projekte in Angriff zu nehmen, wie etwa eine gemeinsame Wasserstoff-Strategie oder einen Masterplan für ein klimaneutrales Unterfranken.

Ein breites Spektrum.

Ja, aber die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ist nur ein Teilaspekt. Klimaschutz ist keine reine Technologiefrage, sondern erfordert einen tiefgreifenden Struktur- und Paradigmenwechsel in unserer Gesellschaft.

Das Konzept dieses kommunalen Klimaschutz-Netzwerkes ist daher eine Plattform, auf der „Klima“ als große Querschnittsaufgabe behandelt wird.

Wichtig ist daher auch, dass die Bereiche Wohnen und Arbeit, Städtebau und Ortsentwicklung, Digitalisierung und Smart City/Village, Mobilität und Verkehr wie auch Klimaschutz und Klimaanpassung in einem ganzheitlichen, nachhaltigen Ansatz zusammengebracht, gedacht und bearbeitet werden.

Themen aus Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Arbeit, Biodiversität, Demografie, Wertschöpfung, Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz müssen ebenso berücksichtigt werden wie eine durchdachte Lade- und Netzinfrastruktur, CO2-Bilanzierung oder der Energienutzungsplan für die gesamte Region.

„Klima“ sollte daher immer im ökologischen, sozialen und ökonomischen Kontext verstanden und angegangen werden.

Was sind die weiteren Pläne für das Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön?

Das große Ziel des nun beginnenden Netzwerkes ist die Entwicklung und Etablierung einer überparteilichen und unabhängigen Institution für die Themen Energiewende, Klimawandel, Transformation und Nachhaltigkeit.

Dieses soll in Form eines Clusters weiteren Teilsystemen die Möglichkeit des Andockens und Austausches bieten. Dazu zählen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, diverse Bildungs- und Forschungseinrichtungen (Schulen, Universitäten, Institute etc.), Zivilgesellschaft und Interessenverbände, beispielsweise BUND Naturschutz in Bayern e.V. oder der Bayerische Bauernverband.

Das Cluster soll zukünftig auch mehrere physische Niederlassungen bzw. Stationen in Unterfranken haben. Diese sogenannten Subspace-Cluster sollten sich untereinander in ständigem Austausch befinden und für die Nutzung ein gleichwertiges, generelles Leistungsportfolio besitzen. Sie sollten sich aber im großen Anwendungsspektrum des Klimas auf ein jeweiliges Fachgebiet fokussieren, wie die oben aufgeführten Bereiche: Wohnen und Arbeiten, Stadtplanung und Ortsentwicklung …

Das Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön wird finanziell gefördert. Können Sie mehr dazu sagen?

Ja, das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 1,7 Millionen Euro, das heißt zu 70 Prozent gefördert. Darüber hinaus zahlen die teilnehmenden Kommunen einen Mitgliedsbeitrag.

Das Geld wird unter anderem für die Arbeit des Netzwerkmanagers, Fachberater, Veranstaltungen und die Weiterbildung und Schulung der Netzwerkteilnehmer verwendet.

Herr Richter, vielen Dank für die Einblicke.

Bei Fragen gerne an stefan.richter@muennerstadt.de wenden. Eine Webseite mit weiteren Informationen zum Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön befindet sich im Aufbau (Stand Anfang Mai 2023).

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