EXIST-Gründerstipendium – wir begleiten Paxray Folge 1

EXIST-Stipendium – Paxray Folge 1

EXIST. Schon öfter tauchte dieses Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz auf unserem Radar auf. Über das Gründerstipendium, ein Teil des Programms, wurden und werden auch einige Teams aus Würzburg gefördert. Aber was ist EXIST bzw. das Gründerstipendium genau? Was bringt die Förderung? Wie sieht sie aus?

Statt nur diese Webseite auf- und abzusurfen, haben wir bei einem Team nachgefragt, das aktuell ein Gründerstipendium erhält: Paxray GmbH. Ihre Softwarelösung hilft Unternehmen, „Geschäftsprozesse zu verstehen, zu verbessern und zu automatisieren“. 

Wir werden das Team in den kommenden Wochen begleiten. Zum Auftakt in Folge 1 erzählen zwei der drei Gründer von Paxray, Chiara Freichel und Jonas Wanner unter anderem:

  • wie sich das Team kennengelernt hat,
  • kurz, wie ihre Lösung funktioniert,
  • was EXIST ist, und wie sie davon profitieren bzw. profitiert haben,
  • wie der Bewerbungsprozess ablief,
  • wie die letzten Monate waren,
  • was die nächsten Schritte sind.

In Folge 2 stellen sie dann ihre Lösung vor und natürlich, wie es bei ihrem EXIST-Stipendium weitergegangen ist.

Du kannst das Team auch bei der WueWW 2022 bei „Tech-Talk und Tech-Impulse“ kennenlernen.

Außerdem sind sie Teil der Diskussionsrunde am 15. November 2022 bei „Forum Unternehmertum@UniWue: Wege von der Uni ins Start-up“ im Rahmen der Online-Ringvorlesung „Digitale Innovationen und Entrepreneurship“.

 

Transkript

Anm.: Gegenüber dem Video wurden einzelne Anpassungen am Text vorgenommen, um den Lesefluss zu erhöhen. Inhaltlich wurde nichts geändert.

Heute zu Gast ist Chiara und Jonas von Paxray GmbH. Hintergrund: Es taucht immer wieder das Wort EXIST auf meinem Radar auf. Es ist ein Förderprogramm, das Ausgründungen aus Hochschulen ein Jahr lang nicht nur finanziell unterstützt. Ich habe mich dann immer gefragt: Was bringt die Förderung? Wie erleben die Teams dieses Jahr? Wie sieht die Förderung eigentlich konkret aus? Ich freue mich daher, dass ich zwei Stipendiaten des EXIST-Programms vor die Kamera holen konnte. Heute sprechen wir bisschen mehr über EXIST und natürlich auch: Wer ist eigentlich Paxray? Wer seid ihr und woher kennt ihr euch eigentlich, Chiara?

Chiara Freichel: Vielen Dank erst mal für die Einladung. Wir freuen uns sehr, heute ein bisschen was erzählen zu dürfen.

Genau, wir sind eine Ausgründung aus der Uni Würzburg und haben eine Software entwickelt, die Geschäftsprozesse analysiert.

Vielleicht nur einen Satz vorab. Jonas und ich sind zwei oder drei Gründer der Paxray GmbH, Adrian, der dritte Gründer, ist in den nächsten Interviews noch dabei. Adrian übernimmt bei uns die technische Entwicklung der Software. Jonas ist unser Mann für das Partner-Management, die allgemeine Geschäftsstrategie, Finanzen und hilft Adrian auch ein bisschen bei der Entwicklung. Soweit eben die Zeit bleibt. Und ich bin für den Vertrieb zuständig, für die Produktpolitik und die Geschäftsentwicklung.

Wir drei kennen uns von unserer gemeinsamen Forschungszeit als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Würzburg. Wir haben zu unterschiedlichen technologischen Trends geforscht. Wir waren zwar in verschiedenen Bereichen unterwegs, aber hatten auch gemeinsame Schnittstellen. Jonas war am Wirtschaftsinformatik-Lehrstuhl von Professor Janiesch und hat im Bereich erklärbare künstliche Intelligenz promoviert. Jonas hat sich mit den Herausforderungen der Blockchain-Technologie beschäftigt. Adrian und ich waren am Lehrstuhl von Professor Winkelmann. Ich bin jetzt in den letzten Zügen meiner Dissertation im Bereich Digitale Plattform für Produktionsnetzwerke.

Also wie man sieht, ganz unterschiedliche Themen, aber wir uns doch als Team gefunden.

Wir gehen ausführlicher in den nächsten Folgen darauf ein, was ihr macht oder welche Lösungen ihr anbietet. Aber jetzt in ein paar Worten, was macht Paxray, Jonas?

Jonas Wanner: Wir helfen Projekte im Bereich der Geschäftsprozesse-Optimierungen erfolgreicher zu werden oder die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs extrem zu steigern. Es gibt immer ein gewisses Soll. Das heißt, wenn ich ein Projekt angehe, möchte ich irgendwohin. Ich möchte Kosten einsparen, ich möchte die Servicequalität verbessern, indem ich kürzere Zyklen habe. Ich möchte vielleicht interne Ressourcen verbessern, indem ich Best Practices von einer Station auf die andere, von einem Standort auf den anderen übertragen kann.

Also es geht immer um ein gewisses Ziel, das ich verfolge. Und jedes Ziel hat aber immer das Problem, dass ich den Zustand verstehen muss. Und dieser Ist-Zustand ist eigentlich genau das, was heutzutage – man kann es kaum fassen – immer noch extrem manuell geprägt ist. Im Regelfall sind es interne und externe Berater, die versuchen, den Ist-Zustand zu erfassen, indem sie Interviews mit den beteiligten Mitarbeitern führen, Workshops durchführen oder sogar ganze Beobachtungen. Da sitzt dann wirklich jemand rechts von dir, schaut dir über die Schulter und stoppt mit, wie lange du brauchst. Wenn er dann das gesamte Bild hat, wird das konsolidiert und entsprechend dokumentiert. All das machen wir vollautomatisch.

Das heißt, statt subjektiven Meinungen bringen wir Fakten, weil Daten lügen nicht, wenn man sie richtig einsetzt und dann untersucht. Es ist auch kein begrenzter Aufnahmestopp. Statt einer Momentaufnahme kann man über eine gewisse Zeit das Ganze wirklich verstehen, weil Menschen anders arbeiten, wenn sie beobachtet werden. Das ist einfach Fakt.

Auf diese Weise versteht man wirklich, was passiert, und ich habe auch nicht diese lokale Begrenzung und muss mich nur auf einen gewissen Bereich fokussieren, sondern ich kann das auch abteilungsübergreifend machen. Damit verstehen wir wirklich die Stellschrauben und können sie quantifizieren.

Chiara: Unser Ansatz unterscheidet sich von Process Mining. Dort passiert ja auch Prozessanalyse. Sie berücksichtigt aber meistens nur einzelne Systeme. Unser Vorteil und wie wir uns unterscheiden, ist, dass wir die Tätigkeiten in allen Systemen aufnehmen, also in der kompletten Anwendungslandschaft der Nutzer, die in ihrer täglichen Arbeit zum Beispiel Excel, E-Mail-Programme, Internet, Browser, ERP-Systeme und so weiter einsetzen.

Wir schauen, dass wir dieses komplette Abbild mitnehmen. Dadurch erreichen wir natürlich viel genauere, super ressourcenschonende und messbare Informationen. Auf deren Basis können wir dann gezielte Optimierung und Automatisierung durchführen. Das ist das, wie wir unterstützen, was unsere Software macht.

Wir werden in den nächsten Folgen zeigen, wie euer Tool funktioniert. Jetzt die Frage: Was ist eigentlich EXIST? Was muss man sich darunter vorstellen?

Chiara: EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Das gibt es schon recht lange, ich glaube seit über 20 Jahren. Das Gründerstipendium ist ein Teil dieses Programms, und es unterstützt insbesondere Hochschulabsolventen/-innen, Studierende, Wissenschaftler, also genau unsere Zielgruppe. Wir kommen ja aus der Forschung, und wir werden bei unserem Gründungsvorhaben unterstützt. Ein Team kann aus vielen Personen bestehen, aber drei Personen werden gefördert und erhalten ein Stipendium für ein Jahr, also ein bisschen Lebensunterhalt.

Darüber hinaus gibt es weitere Unterstützung, um beispielsweise einen Businessplan auszuarbeiten, um sich auf die Unternehmensgründung vorzubereiten, einen Prototyp zu erstellen. Also alles, was zu den Vorgründungsschritten dazugehört, soll mit diesem Stipendium abgedeckt werden. Ja, man kann sagen, es ist entspricht ein bisschen der Seed-Phase.

Das liegt auch daran, dass die Gründung erst während des Stipendiums erfolgen darf, nicht schon davor. Das hat bei uns ganz gut gepasst. Das war der Schritt, bei dem wir gesagt haben: Ja, das ist genau das, was wir brauchen. Wir brauchen ein bisschen Zeit, auch weg vom Lehrstuhl. Dort haben wir viel geforscht zu den Themen, aber natürlich hat man dort auch andere Verpflichtungen, Projekte, die man begleiten muss, die Lehre und ist so zeitlich ein bisschen eingespannt. Mit EXIST hat man wirklich die Gelegenheit bekommen, sich ein Jahr mit der Geschäftsidee zu beschäftigen.

Ihr seid seit Dezember 2021 Stipendiaten. Wovon habt ihr jetzt bislang am meisten profitiert? Es ist ja nicht nur eine finanzielle Förderung, sondern es gibt ja noch ein bisschen mehr.

Chiara: Was uns wirklich geholfen hat, war am Anfang die Struktur für den Unternehmensaufbau. Es hat schon mit dem ganzen Antrag angefangen, bei dem wir uns gesagt haben: „Okay, wir haben einen Antrag, wir müssen uns wirklich mal ein bisschen mit dem Thema Businessplan beschäftigen. Wir müssen das alles mal aufschreiben, uns da einarbeiten.

Das heißt, man kriegt einfach ein bisschen Struktur für die strategische Weiterentwicklung. Man arbeitet nicht einfach so vor sich hin. Das war ganz gut und auch, dass wir weiterhin eng mit dem betreuenden Lehrstuhl verbunden sind. Also nicht nur die Räumlichkeiten dort weiter nutzen dürfen, was uns natürlich auch super geholfen hat, dass wir uns als Team dort treffen können, auch wenn viel remote läuft.

Außerdem haben wir mit Professor Winkelmann einen Mentor am Lehrstuhl. Man hat ja einen Mentor der Hochschule und auch noch einen Coach für die ganze unternehmerische Gründungsvorbereitung. Das ist im EXIST-Programm so vorgesehen. Professor Winkelmann unterstützt uns da sehr eng. Er ist ja sowieso sehr motiviert, was Gründungen angeht, sagt uns auch mal, wir sollen das machen, oder gibt einen kleinen Schubs in die eine oder andere Richtung. Er hat eine wahnsinnige fachliche Expertise, was das ganze Gebiet angeht und ein ganz großes Netzwerk sowie Erfahrung im Bereich Unternehmensgründungen. Wir haben, glaube ich, sehr viel Glück, was unseren Mentor angeht. Und natürlich haben wir weitere Beratungsangebote in verschiedene Richtungen.

Da gibt es die verschiedenen Gründerzentren in Würzburg, zum Beispiel das SFT, ZDI Mainfranken und so weiter. Sie ermöglichen uns einerseits einen schnellen Zugang zu weiteren Netzwerken, aber auch zu anderen Start-ups, mit denen man sich mal austauschen kann. Dort gibt natürlich auch Coaches und ein ganz großes Angebot. Ich würde sagen, das sind so die wesentlichen Punkte, die uns da sehr unterstützt haben.

Es gibt auch ein paar Pflichten. Zunächst muss man eine Bewerbung ausarbeiten und während der Projektlaufzeit zum Beispiel Zwischenpräsentationen halten sowie einen Businessplan bis zum zehnten Monat erstellen. Das wird dann auch bewertet. Gleichzeitig hat man wieder die Chance auf Feedback vom Projektträger. Und ja, das ist auch das, was ich mit „ein bisschen Struktur haben“ und Pflichten meinte. Beides ist hilfreich, denn man muss bis zum festgelegten Zeitraum etwas ausarbeiten, man kriegt eben immer einen Schubser in eine bestimmte Richtung.

Und wie du ja schon gesagt hast, wir haben das Stipendium jetzt seit Dezember 2021 und haben dann Anfang Februar 2022 gegründet. Das ist vielleicht noch eine wichtige Info. Es ging alles doch recht schnell, weil wir eben viel zu dem Thema geforscht hatten und nicht komplett bei Null angefangen haben. Ich würde sagen, aus dem Grund sind wir wahrscheinlich etwas über die (Seed-)Phase hinaus. Das heißt, unser Produkt ist marktreif, wir haben schon Piloten durchgeführt und bereits zahlende Kunden.

Zur Bewerbung noch kurz, Jonas. Wie lief das bei euch ab? Wie lange muss ich mir da die Vorlaufzeit vorstellen? Wie waren aus deiner Sicht die letzten Monate, viele Auf und Abs? Chiara hat ja schon ein bisschen angedeutet, dass ihr schon relativ weit seid, auch viel erreicht habt.

Jonas: Zum Ablauf von EXIST: Empfohlen wird ungefähr ein halbes Jahr vorher. Bei uns ging es ziemlich schnell mit dem Antrag. Innerhalb von zwei Monaten ab unserer Entscheidung, das zu machen. Dann hat es noch einmal zwei, drei Monate mit der Begutachtung gedauert. Im Dezember kam das finale Go.

Sechs Monate vorher sollte man mit dem Antrag beginnen. Dann sollte das Ganze auch ganz gut klappen. Während der Phase haben wir bereits ein paar Gespräche im Bekannten- und Freundeskreis geführt, sodass wir wussten: „Okay, wir können mit dem und dem schon gewisse Pilotprojekte machen.“

Von Anfang an war immer der Plan, einen Lean-Start-up-Cycle zu bauen und immer nah am Kunden zu entwickeln. Und das war das, was wir am Anfang verstärkt gemacht haben.

Und zur zweiten Frage. Ja, es ist eine Achterbahnfahrt: Du bist ganz oben und dann klappen gewisse Dinge nicht. Dann saust du runter und merkst erst in dem Moment, du hattest eigentlich Höhenangst. Und dann geht es auch so schnell wieder in die Kurve und wieder hoch. Du kannst den Wagen, wenn du ihn mal losgetreten hast, ab einer gewissen Höhe nicht mehr aufhalten. Dann heißt es: Augen zu und durch, und dann wird es. Irgendwann kriegst du ein cooles Gefühl, wie bei einer Achterbahn eben.

Klar, gewisse Dinge frustrieren dich, aber dann klappen wieder Sachen, die du so gar nicht erwartet hättest. Dann kommen Dinge, bei denen irgendjemand etwas braucht. Das ist so ein typisches Start-up-Life, glaube ich. Also das merkt man da schon in der EXIST-Phase extrem.

Okay, dann die abschließende Frage: Was sind bei euch die nächsten Schritte, bei Paxray, aber auch bei EXIST? Was steht jetzt noch an, Jonas?

Jonas: Bei Paxray machen wir noch das Onboarding von weiteren Pilotprojekten im September 2022. Wir haben das Produkt schon fertig und getestet. Dann gibt es ein, zwei weitere Bausteine, die wir angehen und testen – eben dieser Grundgedanke, nahe am Kunden zu entwickeln. Parallel führen wir einige Gespräche für konkrete Kundenprojekte.

Andererseits werden wir schauen, dass wir jetzt noch stärker in den Vertrieb gehen, weil wir die Testung fertig haben. Und dann werden wir gucken, dass wir für EXIST den letzten Meilenstein angehen. Das heißt, den kompletten Businessplan fertigstellen.

Wir haben im Prinzip durch den Antrag ein ziemlich stabiles Fundament gebaut und über die Monate schon sehr viel gelernt, beispielsweise „Was ist eigentlich das Problem, das wir wirklich lösen? Was ist die Kundengruppe, die am meisten Nutzen davon hat?“ Das sind Dinge, die hören sich banal an, aber man lernt halt wirklich mit jedem Gespräch und mit jedem Monat dazu. Und dafür ist es natürlich schon extrem hilfreich. Man hat einen relativ sanften Einstieg in die ganze Thematik. Und ja, bei uns wird natürlich spannend, was ab Dezember dieses Jahres (2022) passiert. Aber dadurch, dass so viele Dinge gut geklappt haben, sieht es ganz gut aus.

Dann sage ich Danke. Wir werden in der nächsten Folge ausführlich darüber reden: Was macht ihr eigentlich? Wer sind eure Kunden? Welche Probleme adressiert ihr eigentlich, und was habt ihr im Laufe der Zeit gelernt? Vielleicht sogar wie hat sich das auch auf ein Produkt ausgewirkt? Danke Chiara und Jonas für die Einblicke.

Chiara: Ja, wir haben zu danken. Die Zuschauer kriegen auf jeden Fall noch mehr in den nächsten Folgen zu hören.

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