Eine Region mit digitalen Chancen – Interview mit Dr. Mapara

Interview Dr. Mapara im Rahmen der WueWW 2021 Teaserbild

Die IHK Würzburg-Schweinfurt ist die Industrie-und Handelskammer für die Region Mainfranken. Für unsere Main-Post-Beilage (erscheint am 15. Oktober) haben wir den Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt Dr. Klaus Mapara um seine Einschätzung zur Digitalisierung in Mainfranken gebeten. Im Interview schildert er die Auswirkung der Pandemie auf die Digitalisierung in Unterfranken, welche Chancen und Herausforderungen er in den kommenden Jahren sieht und seine Einschätzung zum Fachkräftemangel.

Wie bewerten Sie – im Rückblick – die Corona-Pandemie?

In erster Linie war und ist die Pandemie natürlich eine große Tragödie, weil Millionen Menschen weltweit an Covid-19 gestorben sind oder noch darunter leiden. Bezogen auf unsere Wirtschaft waren die diversen Lockdowns für Unternehmen und Gewerbetreibende ein harter Brocken, viele hatten schwer zu kämpfen, manche haben aufgeben müssen. Aber ich versuche immer nach vorne zu sehen: Die Pandemie hat uns einen Digitalisierungsschub aufgezwungen, für den das Land sonst mindestens zehn Jahre gebraucht hätte.

Welche Auswirkungen hatte das auf die Region Mainfranken?

Dass wirklich alle gesehen haben: Digitalisierung heißt nicht E-Mails schicken und Excel-Tabellen ausfüllen. Nur ein Beispiel: Viele Arbeitgeber konnten ihre Mitarbeiter sofort unbürokratisch ins Home-Office schicken, weil sie die digitale Infrastruktur dafür im Unternehmen schon bereit hatten. Andere mussten das erst lernen, aber dafür steht die Technik jetzt auch für die Zukunft. Ich habe zudem in der Region eine große Welle der Solidarisierung gespürt. Man hat sich gegenseitig geholfen und unterstützt. Das hat mich besonders gefreut.

Welche Herausforderungen haben Unternehmen, um sich postpandemisch aufzustellen? Wie kann man das „new normal“ definieren?

Es gibt zwei Megatrends, die uns in diesem Jahrzehnt beschäftigen werden. Erstens: Die digitale Transformation. Da hinken wir in Deutschland immer noch meilenweit hinterher – sowohl im europäischen, vor allem aber im weltweiten Vergleich. Während die Letten oder Holländer ebenso wie Amerikaner oder Chinesen einfach machen, verstricken wir uns im bürokratischen Klein-Klein. Das muss sich dringend ändern! Für die Unternehmen heißt das: Digital first! Dort, wo es geht und es Sinn macht, müssen Unternehmen aufs Digitale setzen. Das fängt mit einem Online-Shop für Händler an und hört mit Unternehmenssoftware und digitalen Produktionsprozessen noch nicht auf.

Zweitens: Die Klimaziele, wie sie im Pariser Klimaschutzabkommen formuliert sind. Das heißt für Unternehmen, dass wir künftig stark auf das Thema Nachhaltigkeit setzen und uns viele Fragen stellen müssen: Wie werden meine Lieferketten langfristig CO2-neutral? Wie stelle ich meine Produktion klimaneutral um? Das wird nicht ohne zusätzliche Anstrengungen gehen und es wird Geld kosten. Insofern ist es wichtig, dass die Politik die Wirtschaft auf diesem Weg begleitet und sie unterstützt.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Unterfranken?

Ich sehe große Chancen, wenn wir die digitale Infrastruktur auf zeitgemäßen Stand bringen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir geographisch zwischen zwei attraktiven Metropolregionen liegen und natürlich im Standortwettbewerb stehen. Wirklich schnelles Internet und eine flächendeckende Mobilfunkabdeckung als Grundvoraussetzung für flexibles Arbeiten werden Mainfranken mit seiner ausgezeichneten Lebensqualität noch attraktiver für Fachkräfte machen.

Sind wir eine Region mit digitalen Chancen? Was sind unsere Stärken?

Natürlich sind wir eine Region mit digitalen Chancen! Denken Sie nur an die vielen Unternehmen, die sich konsequent digitalisiert haben. Darunter sind viele kleine und mittelständische Betriebe, nicht selten Weltmarktführer auf ihrem Gebiet! Aber die Pandemie hat uns schonungslos alle Versäumnisse vor Augen geführt und gezeigt: Es ist Zeit für umfassende Erneuerung, auch in der Politik. Neun von zehn Unternehmen im Freistaat erwarten laut einer BIHK-Umfrage von der neuen Bundesregierung, die staatlichen Strukturen und Prozesse zu entschlacken, zu digitalisieren und zu beschleunigen.

Welche Rolle spielt künftig berufliche Weiterbildung?

Eine entscheidende! Lebenslanges Lernen ist schon immer wichtig und wird künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen. Schon allein deshalb, weil die digitale Transformation alte Berufsbilder wegfallen und neue entstehen lässt. Wer diesen Prozess nicht mitmacht, fällt am Ende hinter runter. Das gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen, nur wer sich fortentwickelt, bleibt auf der Höhe der Zeit.

Hat das Ihrer Einschätzung nach Auswirkungen auf den Fachkräftemangel?

Ja und Nein. Wie gesagt, es werden alte Berufsbilder, in der Produktion, in der Verwaltung und andere administrative Aufgaben wegfallen. Dafür kommen neue Berufsbilder hinzu. Ich denke da an Leute, die Geschäftsprozesse analysieren und auswerten können, Datenanalysten… Aber wie sich die Fachkräftesituation entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Klar ist, es werden immer mehr Fachkräfte gebraucht – aber ebenso klagt heute so gut wie jeder Gastronom oder Spediteur, dass er kein Personal bekommt. Es wird immer Branchen mit Engpässen geben.

Wie können Unternehmen die Web Week für sich nutzen?

Sie könnten die Web Week zum Beispiel als ein tolles Angebot verstehen, ihre Mitarbeiter ohne großen Aufwand in vielen Digitalisierungsthemen zu schulen. Also anstatt sie mit einigem Aufwand zu einer Fortbildung zu schicken, bequem das Angebot vor Ort und am eigenen PC nutzen.

Was waren Ihre persönlichen Learnings aus der Corona-Zeit?

Der schöne englische Spruch „keep calm & carry on“, auf deutsch: Ruhig bleiben und weitermachen!

Welches Zukunftsthema interessiert Sie aktuell am meisten?

Ein abendfüllendes Thema: Eine neue Welt der Arbeit.

Werden Sie an der 4. Wuerzburg Web Week teilnehmen?

Ja, je nach Terminlage.

Wir danken Ihnen für das Interview.

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